Der deutsche E-Commerce erreichte 2024 88,8 Milliarden Euro (plus 3,8% gegenüber 85,5 Milliarden Euro in 2023) und soll 2025 auf 92,4 Milliarden Euro steigen. Der Sektor wächst somit trotz verschärfter Konkurrenz und veränderter Verbraucherstimmung weiter.
Dieses enorme Wachstum zeugt von großem Umsatzpotenzial. Dabei wollen wir aber nicht unterschlagen, dass immer mehr Händler den Sprung in den E-Commerce vollziehen und es Möglichkeiten braucht, sich mit einem individuellen Einkaufserlebnis aus dieser Masse hervorzutun. Im sog. Composable Commerce liegt genau hierfür eine große Chance.
Was es mit dem Begriff auf sich hat und warum gerade Shopify Plus sowie die neuen Commerce Components für den Composable-Ansatz bestens geeignet sind, verraten wir Ihnen in diesem Blogartikel.
Inhaltsverzeichnis
- Definition & Grundlagen: Was ist Composable Commerce?
- Packaged Business Capabilities vs. Microservices
- Welche Benefits und Vorteile hat Composable Commerce?
- Composable Commerce im B2B-Handel
- Composable Commerce mit den Commerce Components von Shopify
- Composable Commerce Beispiel: Diese Latori Kunden nutzen den Composable-Ansatz
- Monolithischer Commerce mit Headless vs. Composable Commerce: Die wichtigsten Unterschiede
- 5 Composable Commerce Trends 2025
- Fazit
Auch Sie möchten den Composable-Ansatz verfolgen? Wir unterstützen Sie gerne! Nehmen Sie ganz unverbindlich Kontakt auf und wir besprechen Ihr Projekt.
Definition & Grundlagen: Was ist Composable Commerce?
Composable Commerce ist ein moderner Ansatz für den Aufbau von E-Commerce-Plattformen. Unternehmen stellen dabei ihr eigenes System aus modularen API-first-Komponenten zusammen. Diese Bausteine können flexibel kombiniert werden, um maßgeschneiderte digitale Einkaufserlebnisse zu schaffen.
Neben dem Komfort schätzen Onlinekunden vor allem die enorme Anbietervielfalt im E-Commerce. Statt auf ein- und dasselbe generische Produkt zurückgreifen zu müssen, lässt sich beim Einkauf aus einer Vielzahl von Artikeln die Variante wählen, die am besten zu den eigenen Vorstellungen passt.
Vielfalt gibt es aber nicht nur auf Seiten des Angebots. Moderne Shopsysteme folgen längst keinem starren Template mehr, das über die integrierten Funktionen hinaus keinerlei Anpassungsspielräume bietet. Shopify, Shopware & Co. sind gerade deshalb so beliebt, weil sie Shopbetreibern eine vollkommen offene Ökonomie bieten: Als Händler schöpfen Sie aus einer breiten Palette aus Drittanbietern, mit denen Sie Ihren Onlineshop aufsetzen und an die Anforderungen Ihrer Kunden anpassen können. Genau dieser Gedanke beschreibt den Ansatz des Composable Commerce sehr gut.
Ursprünglich stammt Composable Commerce nicht aus dem E-Commerce, sondern aus der Anwendungsentwicklung. Konkret handelt es sich bei der Anwendung in diesem Fall um Ihren Onlineshop. Indem Sie verschiedene Komponenten zu einer funktionalen E-Commerce-Plattform zusammenfügen, lässt sich eine maßgeschneiderte Lösung entwickeln, die auch den anspruchsvollsten Kunden gerecht wird.
Composable Commerce ermöglicht es E-Commerce-Teams, Best-of-Breed-Commerce-Lösungen auszuwählen und zusammenzustellen und sie so zu komponieren, dass sie ihre individuellen Geschäftsanforderungen erfüllen. Durch die flexible Auswahl aus einem breiten Angebot an Modulen können Unternehmen also genau definieren, wie ihr Frontend aussehen und ihr Geschäft im Backend funktionieren soll.
MACH: Die Grundlage des Composable Commerce
Im Zusammenhang mit Composable Commerce fällt für gewöhnlich auch der Begriff der MACH-Architektur, da sie die technische Grundlage für modulare Systeme bildet. Für ein besseres Verständnis möchten wir uns daher auch diesem Thema widmen und das Akronym MACH näher erläutern.
MACH steht für Microservices, API, Cloud und Headless. Damit vereint die Abkürzung einige der bedeutendsten E-Commerce-Buzzwords der letzten Jahre.
Microservices
Als Microservices werden von unterschiedlichen Anbietern bereitgestellte, voneinander unabhängige Anwendungen verstanden. Diese beziehen sich meistens auf ein konkretes Aufgabenfeld und werden vom Anbieter eigenständig weiterentwickelt. Nehmen wir zum Beispiel den E-Mail-Marketing-Anbieter Klaviyo. Sie können diesen Dienst dazu nutzen, Ihre Newsletter und Push-Meldungen zu versenden, ohne dass andere Systemkomponenten davon tangiert sind. Ob Sie z. B. für Ihre Shopify-Buchhaltung Dienste wie z. B. Pathway oder WISO nutzen, spielt bei der Betrachtung Ihres E-Mail-Marketings mit Klaviyo keine Rolle.
APIs
Die Verwaltung vieler einzelner Microservices wäre enorm aufwendig und wenig wirtschaftlich. Daher hat es sich bewährt, verschiedene Einzellösungen zu einem Gesamtkomplex zusammenzuführen – im Grunde steckt hier auch der Kern des Composable Commerce. Die technische Umsetzung erfolgt heute meistens über sog. Application Programming Interfaces, kurz APIs. Die API ermöglicht mehreren, bis dato voneinander unabhängigen Anwendungen diLee Kommunikation untereinander.
Lesetipp: Alles Wissenswerte zur Shopify API haben wir Ihnen in diesem Blogpost zusammengestellt.
Cloud
Das Cloud-Hosting hat On-Premise-Lösungen im E-Commerce weitestgehend abgelöst. Die Kernvorteile der Cloud liegen in der flexiblen Ressourcennutzung, einer hohen Ausfallsicherheit und dem Wegfall des Wartungsaufwands für Ihre Serverlandschaft. Diese Vorzüge sind auch der Grund dafür, warum cloud-basierte SaaS-Lösungen (= Software-as-a-Service) das Mittel der Wahl bei der MACH-Architektur bzw. beim Composable Commerce sind.
Headless
Längst sind PCs nicht mehr das dominante, oder gar einzige Medium, über das Ihre Kunden digital bei Ihnen einkaufen. Smartphones, Tablets, Smart Speaker und Smartwatches gesellen sich dazu. Das Problem: Mit einem monolithischen Template lassen sich die Inhalte Ihres Shops nicht für jede Gerätekategorie ideal ausgeben. Immer mehr Systeme verfolgen deshalb den sog. Headless-Ansatz, bei dem das für den Nutzer sichtbare Frontend von der Logik im Hintergrund, dem Backend, getrennt ist. Über das Headless CMS lässt sich das Frontend für jeden Gerätetyp optimieren und die Nutzererfahrung erheblich verbessern.
Lesetipp: Shopify Hydrogen ist ein leistungsfähiges Framework für den Headless Commerce. Mehr dazu finden Sie in diesem Beitrag.
Packaged Business Capabilities vs. Microservices
Packaged Business Capabilities und Microservices sind beide Ansätze zur Entwicklung und Bereitstellung von Softwarelösungen, die oft verwechselt werden. Es gibt jedoch einige wichtige Unterschiede zwischen ihnen:
Microservices | Packaged Business Capabilities | |
---|---|---|
Größe & Granularität | Kleine, unabhängige und modularisierte Services; Darauf ausgelegt spezifische Aufgaben zu erfüllen; Können flexibel kombiniert und skaliert werden. | Vordefinierte und oft umfassende Funktionalitäten; Sind in der Regel größer und umfassender in ihrer Abdeckung. |
Architektur & Implementierung | Eigenständige Dienste; Können unabhängig voneinander entwickelt, bereitgestellt und betrieben werden; Basieren auf einer verteilten Architektur; Kommunizieren über standardisierte Schnittstellen. | Oft als Teil von monolithischen Anwendungen bereitgestellt; Können als Module oder Funktionssätze innerhalb dieser Anwendungen existieren. |
Flexibilität & Skalierbarkeit | Hohe Flexibilität und Skalierbarkeit; Können unabhängig voneinander betrieben werden; Einzelne Services lassen sich schnell ändern. | Können weniger flexibel sein; Oft eng mit anderen teilen der Anwendung verbunden. |
Entwicklungsansatz | Möglicherweise mehr Entwicklungsarbeit; Mehr Flexibilität und Skalierbarkeit. | Schnellere Entwicklung; Vorgefertigte und vordefinierte Funktionssätze. |
Welche Benefits und Vorteile hat Composable Commerce?
Composable Commerce bietet einen strategischen Vorteil, da es Unternehmen ermöglicht, eine E-Commerce-Plattform aufzubauen, die flexibel, innovativ und genau auf ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Hier ist ein Überblick über die wichtigsten Vorteile:
1. Einzigartige Flexibilität und Kontrolle
Statt eine starre Komplettlösung zu nutzen, können Sie nur die Tools auswählen, die Sie für spezifische Funktionen wirklich benötigen – sei es eine KI-gestützte Suche, die Optimierung des Checkouts oder Personalisierungs-Engines. So zahlen Sie nicht für ungenutzte Funktionen und haben die volle kreative Kontrolle, um ein individuelles Erlebnis zu schaffen, das perfekt zu Ihrer Marke, Zielgruppe und Ihrem Markt passt.
2. Schnellere Innovation und Anpassung an den Markt
Sie können neue Funktionen schnell bereitstellen, indem Sie einzelne Services aktualisieren, anstatt auf eine komplette Überholung der Plattform warten zu müssen. Diese Agilität ermöglicht es Ihnen, schnelle A/B-Tests und Feature-Rollouts durchzuführen, das Kundenerlebnis kontinuierlich zu optimieren und in Echtzeit auf Marktveränderungen zu reagieren.
3. Zukunftssichere Technologie
Composable Commerce befreit Sie von der Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter, sodass Sie immer die besten Technologien integrieren können, sobald sie auf den Markt kommen. Dadurch können Sie innovative Neuerungen wie KI, Augmented Reality (AR) oder sprachgesteuertes Einkaufen nahtlos hinzufügen, ohne ein teures und störendes Replatforming-Projekt.
4. Effiziente Leistung und Skalierbarkeit
Sie können Ressourcen genau dort einsetzen, wo sie benötigt werden. Zum Beispiel kann Ihre Zahlungsabwicklung unabhängig von Ihrem Produktkatalog oder Ihrer Suchfunktion skaliert werden. Diese API-gesteuerte, Cloud-native Architektur bietet eine überlegene Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit und globale Zugänglichkeit.
5. Verbesserte Produktivität im Team
Composable Commerce ermöglicht es Ihren Teams, effektiver zu arbeiten. Frontend-Designer können sich darauf konzentrieren, außergewöhnliche Benutzererlebnisse zu schaffen, während Backend-Entwickler darauf spezialisiert sind, die besten Tools zu entwickeln. Dieser Ansatz befähigt Ihre Teams, gleichzeitig zu arbeiten und spezialisierte Lösungen zu nutzen, die ihr Fachwissen maximieren.
6. Nahtlose Omnichannel-Erlebnisse
Indem Sie alle Kundenkontaktpunkte – von Ihrer Website und mobilen App über soziale Plattformen bis hin zu stationären Geschäften – durch APIs miteinander verbinden, können Sie ein konsistentes Markenerlebnis bieten, ganz gleich, wie und wo Kunden mit Ihrem Unternehmen interagieren.
Lesetipp: Alles zum Thema Omnichannel-Marketing erläutern wir in diesem Blogbeitrag.
7. Strategisches Kostenmanagement
Während die Anfangsinvestition höher sein kann, ist das langfristige, strategische Kostenmanagement ein entscheidender Vorteil. Sie können teure, störende Replatforming-Projekte vermeiden, indem Sie Ihre Plattform schrittweise weiterentwickeln. Dieses "Pay-for-Performance"-Modell stellt sicher, dass Ihre Ausgaben direkt an den geschäftlichen Nutzen und die tatsächliche Nutzung gekoppelt sind.
8. Wettbewerbsdifferenzierung
Composable Commerce ermöglicht es Ihnen, eine einzigartige Plattform aufzubauen, die Sie von der Konkurrenz abhebt. Statt die gleiche Standard-Plattform wie alle anderen zu verwenden, können Sie schnell fortschrittliche Funktionen wie KI-gesteuerte Empfehlungen und Echtzeit-Preisoptimierung implementieren, um ein Kundenerlebnis der nächsten Generation zu bieten und sich als Marktführer zu etablieren.
Herausforderungen
Neben den zahlreichen Vorteilen ergeben sich aus dem Composable-Ansatz auch einige Hürden, die wir an dieser Stelle natürlich nicht außer Acht lassen wollen.
Zeitaufwand bei der Evaluierung
Bevor Sie Ihre Komponenten zu einem Komplex zusammenfügen können, müssen Sie Ihren idealen Tech-Stack erst einmal definieren. Da es für die unterschiedlichsten Bereiche etliche Anbieter gibt, sollten Sie den dafür notwendigen Zeitaufwand nicht unterschätzen und genügend Pufferzeiträume für die Evaluierung einplanen.
Management von Microservices
Damit Ihre Composable-Plattform immer auf dem technischen neuesten Stand ist, müssen die Microservices genauestens im Blick behalten und eine Lösung ggf. durch eine andere ersetzen, falls diese nicht mehr unterstützt wird und keine Updates mehr erhält.
Mitarbeiterschulung
Je komplexer Sie Ihre Plattform gestalten, desto mehr Zeit benötigt Ihr Team für die Eingewöhnung und den täglichen Umgang mit den einzelnen Diensten.
Jede dieser Herausforderungen bewältigen Sie am besten, indem Sie Mitarbeiter gezielt mit der Bearbeitung einzelner Themen beauftragen und Zuständigkeiten vergeben. Betrauen Sie beispielsweise einen Mitarbeiter mit dem Vergleich und der Auswahl Ihrer Komponenten, einen anderen mit der Schulung Ihres Teams.
Composable Commerce im B2B-Handel
Vorteile von Composable Commerce für B2B-Händler
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Composable Commerce ermöglicht es B2B-Händlern, ihre E-Commerce-Lösung maßgeschneidert auf ihre spezifischen Anforderungen anzupassen. Sie können einzelne Module und Microservices auswählen und kombinieren, um eine Lösung zu schaffen, die genau auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist.
Skalierbarkeit: Durch die modulare Struktur von Composable Commerce können B2B-Händler ihre E-Commerce-Plattform einfach skalieren, um mit dem Wachstum ihres Unternehmens Schritt zu halten. Neue Funktionen und Dienste können nahtlos integriert werden, um den sich ändernden Anforderungen gerecht zu werden.
Innovationspotential: Composable Commerce ermöglicht B2B-Händlern, schnell auf neue Technologien und Trends zu reagieren. Sie können neue Funktionen und Services einführen, ohne ihre gesamte E-Commerce-Infrastruktur neu aufbauen zu müssen, was es einfacher macht, innovativ zu bleiben und sich von der Konkurrenz abzuheben.
Herausforderungen von Composable Commerce für B2B-Händler
Komplexität der Integration: Die Integration verschiedener Module und Microservices in eine einheitliche E-Commerce-Lösung kann komplex sein und erfordert oft technische Expertise. B2B-Händler müssen sicherstellen, dass alle Komponenten nahtlos miteinander interagieren und Daten effektiv austauschen können.
Verwaltung von Microservices: Die Verwaltung einer Vielzahl von Microservices kann herausfordernd sein, da sie separate Systeme sind, die unabhängig voneinander betrieben und aktualisiert werden müssen. B2B-Händler müssen sicherstellen, dass sie über die richtigen Tools und Prozesse verfügen, um die Microservices effizient zu verwalten und zu warten.
Sicherheit und Compliance: Die Nutzung von Composable Commerce kann Sicherheits- und Compliance-Herausforderungen mit sich bringen, da verschiedene Module möglicherweise unterschiedliche Sicherheitsstandards und Vorschriften haben. B2B-Händler müssen sicherstellen, dass alle Komponenten ihrer E-Commerce-Lösung den geltenden Sicherheits- und Datenschutzbestimmungen entsprechen.
Lesetipp: Wir zeigen Ihnen die 5 größten Herausforderungen im B2B-Commerce.
Composable Commerce mit den Commerce Components von Shopify
Shopify und Shopify Plus sind Dank des App-Stores und der sehr einfachen Anbindung neuer Systeme schon per se sehr gut für den Aufbau eines Composable-Onlineshops geeignet. Oft braucht es für das Hinzufügen neuer Komponenten keinerlei Programmierkenntnisse. Die meisten Apps werden mit verschiedenen Preismodellen und unterschiedlichem Funktionsumfang angeboten. Unsere persönliche Hitliste der besten Shopify-Apps haben wir bereits in einem vorangegangenen Blog zusammengefasst.
Mit den noch relativ jungen Commerce Components hat der kanadische Anbieter die Anpassungsmöglichkeiten aber noch einmal deutlich erweitert und bietet vor allem großen Händlern, die ihren Kunden ein individuelles Einkaufserlebnis bieten möchten, ein attraktives Modell. Die Commerce Components setzen sich aus 30 modularen Komponenten zusammen, die sich leicht via API in Drittsysteme integrieren lassen. Die Komponenten sind einer der folgenden Kategorien zugeordnet:
Storefront
Warenkorb & Checkout
Core-Commerce
Daten und Compliance
Versand und Logistik
Omnichannel
Wie viele und welche Komponenten Sie auswählen, bleibt Ihnen überlassen.
Tipp: Wir haben uns den Commerce Components in einem eigenen Blog gewidmet. Weitere Infos finden Sie hier.
Composable Commerce Beispiel: Diese Latori Kunden nutzen den Composable-Ansatz
Lensit.no
Latori-Kunde Lensit.no nutzt den Composable-Ansatz in seinem Checkout. Die norwegische Tochter des namhaften Onlinehändlers für Brillen, Mister Spex, vertreibt Kontaktlinsen und Zubehör. Dabei verwendet Lensit das Frontend von Shopify, sowie dessen Kundendatenbank und API-Schnittstellen als Basis für seine E-Commerce-Präsenz. Der Checkout wird dagegen komplett via Klarna realisiert.
Wir haben mit Ulrich Tietze, Head of Product Enterprise Application, über das Projekt gesprochen. Die komplette Lensit Case Study finden Sie in unserem Blog.
Sennheiser
Auch Sennheiser entschied sich für die Nutzung des Composable-Prinzips. Der bekannte Hersteller von Kopfhörern und Soundbars setzt auf Headless Commerce. So kann das Unternehmen ein Headless Frontend nutzen und trotzdem von den Shopify Plus Vorteilen profitieren. Durch weitere eingebundene Micro-Services, wie zum Beispiel Oracle JD Edwards als ERP-System, ist Sennheiser ein gutes Beispiel für Composable Commerce.
Das gesamte Projekt haben wir mit Armin Djafari Naini und Niclas Backes, Global Platform Owner eCommerce von Sonova, im Interview besprochen. Die ganze Sennheiser Case Study können Sie im Blog nachlesen.
Monolithischer Commerce mit Headless vs. Composable Commerce: Die wichtigsten Unterschiede
Aspekt | Traditioneller (Monolithischer) Ansatz | Headless Commerce | Composable Commerce |
---|---|---|---|
Architektur | All-in-One-System; Frontend und Backend sind fest miteinander verbunden | Frontend und Backend sind voneinander entkoppelt und über APIs verbunden | Vollständig modular; unabhängige Microservices, die über APIs verbunden sind |
Flexibilität | Sehr begrenzt; Sie müssen Funktionen und Design des Anbieters nutzen | Flexibles Frontend, aber ein einziges Backend-System | Maximale Flexibilität; einzelne Komponenten können ausgetauscht oder aktualisiert werden |
Anpassbarkeit | Vorgegebene Templates, begrenzte Designoptionen | Volle kreative Freiheit beim Frontend-Design | Vollständige Freiheit bei allen Services (Frontend + Backend) |
Skalierbarkeit | Schwierig; das gesamte System muss skaliert werden | Einfacher, da das Frontend separat skaliert werden kann | Sehr gut skalierbar; jeder Service kann unabhängig skaliert werden |
Innovationsgeschwindigkeit | Langsam – Änderungen wirken sich auf das gesamte System aus | Schneller – das Frontend entwickelt sich unabhängig | Am schnellsten – jeder Microservice kann aktualisiert oder ersetzt werden |
Herstellerbindung | Hoch – Abhängigkeit von einem einzigen Anbieter | Mittel – Bindung an Backend-Anbieter | Gering – Wahlmöglichkeiten für die besten Anbieter für jede Funktion |
Kosten (initial) | Gering | Mittel (erfordert mehr Entwicklungsarbeit) | Hoch (Integration + Management mehrerer Anbieter) |
Technische Komplexität | Gering – einfach zu verwalten | Mittel – erfordert ein Entwicklerteam und API-Kenntnisse | Hoch – erfordert fortgeschrittene Integrations- und Architekturexpertise |
Ideal für... | Kleine Unternehmen, die eine einfache Lösung benötigen | Wachsende Unternehmen, die Designflexibilität und Omnichannel-Fähigkeiten brauchen | Unternehmen, die Agilität, Skalierbarkeit und zukunftssichere Systeme benötigen |
Lesetipp: Sie möchten mehr über Headless Commerce lesen? Alle Informationen zu Headless CMS haben wir Ihnen hier zusammengefasst.
5 Composable Commerce Trends 2025
Wie in allen Bereichen des E-Commerce gibt es auch im Composable Commerce einige Go-to-Techniken, die wir 2025 (und darüber hinaus) verstärkt wahrnehmen werden.
Hier ein Überblick:
1. KI wird Standard
Künstliche Intelligenz entwickelt sich von einer "netten Zusatzfunktion" zu einem essenziellen Baustein moderner E-Commerce-Plattformen. Kluge Unternehmen integrieren KI fest in ihre Abläufe, um aus großen Datenmengen intelligente Schlussfolgerungen zu ziehen. Damit können Prozesse automatisiert werden, die menschliche Kapazitäten übersteigen:
Wirkliche Personalisierung in Echtzeit
Automatische Bestandsoptimierung
KI-generierte Inhalte und Produktbeschreibungen
2. Vorgefertigte Lösungen
Die Ära des "alles von Grund auf selbst bauen" im Composable Commerce geht zu Ende. Packaged Business Capabilities (PBCs) demokratisieren den modularen Handel, indem sie sofort einsatzbereite Lösungen anbieten, die nahtlos in Ihre Architektur integriert werden können. Diese PBCs sind wie vordefinierte, funktionale "LEGO-Bausteine", die eine spezifische Geschäftsfunktion abdecken (z.B. Produktkatalog, Warenkorb oder Checkout):
Sofort einsetzbare Module (PBCs)
Optimierte Checkouts ohne Entwicklungszeit
KI-gestützte Suche und Marketing-Tools
3. Experience-First Architektur
Das Kundenerlebnis hat sich vom bloßen Marketing-Schlagwort zu einem architektonischen Muss entwickelt. Unternehmen setzen auf Composable Commerce, um Erlebnisse zu schaffen, die monolithische Plattformen einfach nicht bieten können:
Einheitliche Erlebnisse auf allen Kanälen
Headless-Architektur als Standard
Vollständige Frontend-Kontrolle
4. Marktdynamik beschleunigt Adoption
Mehrere Faktoren tragen dazu bei, dass Composable Commerce nicht mehr nur ein Experiment, sondern ein essenzieller Ansatz wird:
Pay-per-Use Modelle
Schnelle Anpassung an Markttrends
Herstellerunabhängigkeit
5. Daten-Orchestrierung entscheidend
Die größte Herausforderung im Composable Commerce ist nicht die Auswahl der Komponenten, sondern deren nahtloses Zusammenspiel. Die Lösungen im Jahr 2025 konzentrieren sich auf:
Single Source of Truth für alle Daten
Automatisierte, nahtlose Integration zwischen Services
Als Deutschlands erste Shopify Plus Agentur durfte Latori bereits viele internationale Unternehmen beim Wechsel zu Shopify oder dem Aufbau eines funktionalen Webshops mit dem System unterstützen. Als offizieller Shopify Premier Partner verfügen wir über Wissen aus erster Hand, um Sie bei Ihrer E-Commerce-Strategie zu beraten und einen zukunftsfähigen Tech-Stack aufzubauen. In einem unverbindlichen Kennenlerngespräch evaluieren wir gemeinsam die Möglichkeiten für Ihr Projekt. Sprechen Sie uns an!
Latori, Ihr Experte für Composable Commerce mit Shopify Plus! Jetzt Kontakt aufnehmen!
Fazit
Aufgrund seiner Flexibilität bestimmt der Composable Commerce schon heute das Geschehen im E-Commerce – oft wird ein (Shop-)System anhand seiner Integrationsmöglichkeiten ausgewählt. Zwar sind Evaluierung, Management und Schulung der Mitarbeiter im Umgang mit einzelnen Systemkomponenten ein nicht zu unterschätzender Aufwand, die Vorteile der Anbietervielfalt und Flexibilität überwiegen diese Hürden aber bei weitem.
Mit tausenden Apps gehören Shopify und Shopify Plus zweifelsfrei zu den anpassungsfähigsten Systemen. Mit den Commerce Components eröffnet Shopify seinen Händlern aber vollkommen neue Spielräume und vollendet den Gedanken der Composable-Architektur.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Composable Commerce
Was ist Composable Commerce?
Composable Commerce ist ein Ansatz für den Aufbau von E-Commerce-Lösungen, bei dem nicht nur Frontend und Backend voneinander getrennt werden, sondern verschiedene unabhängige Services und Funktionen kombiniert werden, um eine flexible und maßgeschneiderte Handelsplattform zu erstellen. Dies ermöglicht Unternehmen, spezifische Funktionen auszuwählen und diese nahtlos in ihre bestehende E-Commerce-Infrastruktur zu integrieren.
Wie unterscheidet sich Composable Commerce vom herkömmlichen E-Commerce?
Im herkömmlichen E-Commerce sind die verschiedenen Funktionen wie Warenkorb, Zahlungsgateway, Produktsuche usw. oft in einer einzigen monolithischen Plattform integriert. Bei Composable Commerce hingegen werden diese Funktionen als unabhängige Services betrachtet, die miteinander verbunden werden können, um eine maßgeschneiderte Lösung zu erstellen. Dadurch haben Unternehmen mehr Flexibilität und können die für sie am besten geeigneten Services auswählen.
Welche Vorteile bietet Composable Commerce?
Composable Commerce bietet mehrere Vorteile, darunter: Flexibilität, Skalierbarkeit, schnelle Innovationen, eine schnellere Time-to-Market und bessere Nutzungserfahrungen.
Welche Services können in einer Composable Commerce-Architektur verwendet werden?
Eine Composable Commerce-Architektur ermöglicht die Integration verschiedener Services, wie z.B. Zahlungsgateways, Warenkorb-Systeme, Produktsuchmaschinen, Content-Management-Systeme, Versanddienstleister, Marketing-Automatisierungstools und mehr. Die genauen Services, die verwendet werden, hängen von den individuellen Anforderungen des Unternehmens ab.
Wie läuft eine Composable Commerce Migration ab?
Eine Composable Commerce Migration erfolgt schrittweise: Zuerst wird der bestehende Tech-Stack analysiert, dann werden geeignete Microservices und Packaged Business Capabilitites ausgewählt. Anschließend erfolgt die Integration über APIs. Dieser modulare Ansatz ermöglicht es, einzelne Funktionen wie Checkout, Suche oder CMS nacheinander zu ersetzen, ohne komplettes Replatforming durchzuführen.